SCHIZOPHRENE Ф 1. Einleitung Der Grund warum ich mich für das Thema Schizophrenie entschieden habe, ist mir selbst nicht so wirklich klar. Ich glaube aber, dass es an einem ehemaligen Bekannten von mir liegt, der aufgrund seines Drogenkonsums, Symptomen geäußert hat, die denen der Schizophrenie sehr ähnlich waren. Ich hatte damals große Angst vor ihm, obwohl wir uns gut gekannt haben, und ich ihm eigentlich immer vertraut habe. Auf der anderen Seite war ich neugierig und immer schon fasziniert von den „Abgründen“ der menschlichen Psyche und fand es sehr schade, dass ich im Rahmen meiner schulischen Ausbildung nur sehr oberflächlich mit Psychosen und anderen psychischen Erkrankungen zu tun hatte. Für mich ist die Seele mit das charakteristischste Merkmal für Mensch sein und es ist unglaublich wie vielfältig die Fähigkeiten und Veränderungen des Geistes bei Menschen sein können. Als ich dann begonnen habe mich mit dem Referatsthema näher auseinander zu setzen, musste ich mir die Frage stellen, was ich eigentlich unter Schizophren verstehe und in welchem umgangssprachlichen Kontext ich diesen Begriff bis dato verwendet habe. Mir war natürlich klar, dass meine Interpretation dieses Begriffs nicht den Tatsachen entsprach und ich wollte auch dafür sorgen, dass andere diesen Begriff nicht mehr unüberlegt aussprechen. Ф 2. Abgrenzung und Definition Die Schizophrenie ist ein psychisches Krankheitsbild aus der Gruppe der endogenen Psychosen. Endogen meint „von innen kommend“, die Ursache ist im inneren des Organismus zu suchen aber bis heute nicht bekannt. Von einer Psychose spricht man dann, wenn etwas psychisch ist, was soviel bedeutet wie mit der Seele zusammenhängend. Damit werden Erkrankungen zusammengefaßt, die nicht aus eigener Kraft bewältigt werden können, sondern auf jeden Fall professioneller Hilfe bedürfen. Die Psychose ist von der Neurose abzugrenzen, die eine psychisch bedingte Gesundheitsstörung ist. Bekannte Neurosen sind beispielsweise Phobien (Platzangst, Spinnenangst...) und Zwangserscheinungen (Waschzwang). Auch die Persönlichkeitsstörungen sind von den Psychosen abzugrenzen. Was in der älteren Literatur die Bezeichnung für alle Veränderungen des Charakters oder des Wesens des Menschen ist, deren Beginn meist in der Adoleszenz(Jugend, Pubertät) liegt. Eine recht bekannte Persönlichkeitsstörung ist die „Borderline Persönlichkeitsstörung“. Schizophrenie gehört mit zu den schwersten psychischen Erkrankungen und bedeutet heute soviel wie „Spaltungsirresein“. Schizo – „Spalt, gespalten“; phren – eigentlich „Zwerchfell“, aber im weiteren Sinn „Geist... Seele“. (vgl. HAHLWEG und DOSE, 1998, S.1) Mit „Spaltungsirresein“ ist jedoch nicht die Spaltung in zwei Persönlichkeiten gemeint, wie viele denken und es mit multiplen Persönlichkeiten verwechseln, sondern das Vorhandensein zweier Nebeneinanderstehender Wahrnehmungswelten. Bei „multiplen Persönlichkeiten“ gibt es viele nebeneinander existierende Identitäten in einem Körper vereint. Diese Identitäten sind verschieden alt, unterschiedlichen Geschlechts und auch sehr unterschiedlich gebildet. Bei Schizophrenen gibt es nur eine Identität, aber zwei Realitäten. Die „reale Wirklichkeit“, die dem normalen Verständnis der Durchschnittsbevölkerung entspricht und gleichzeitig, parallel zu dieser eine zweite Wirklichkeit, in der die Erkrankten Dinge erfahren und Sinneseindrücke wahrnehmen, die wir nicht wahrnehmen und die wir deswegen auch nicht, oder nur sehr schwer nachvollziehen können. Wenn man also umgangssprachlich von verrückt spricht, ist das gar nicht so verkehrt, denn die Erkrankten sind „weggerückt“ oder „ver – rückt“ gegenüber unserem Empfinden. Ф 3. Geschichte Bis die Schizophrenie jedoch als das erkannt und anerkannt wurde, was sie heute ist, wurde sie lange Zeit fehl diagnostiziert. Bereits im Altertum gab es Menschen die an Schizophrenie litten, diese wurden aber als Geisteskrank, Irre, Wahnsinnig, Tollwütig oder vom Teufel besessen bezeichnet. Auch heute gibt es noch jede menge Vorurteile gegen diese Menschen, was wohl daran liegt das die Masse nicht weiß was Schizophrenie tatsächlich bedeutet. Der Psychiater Emil Kraepelin führte 1896 den Oberbegriff „Dementia praecox“ ein, unter dem er eine Vielzahl an Krankheitsbildern zusammenfaßte. „Dementia praecox“ bedeutet soviel wie ein zu früh erworbener, geistiger Abbau, den wir sonst nur von alten Menschen kennen. Hier ist der Begriff Dement jedoch nicht angebracht, wie der Schweizer Psychiater Eugen Bleuler auf Grund seiner klinischen Beobachtungen feststellte, da nicht alle diese Krankheitsbilder in eine „Verblödung“ mündeten. Er fasste die charakteristischsten Störungen zusammen, die er in einer mangelnden Einheit, in einer Zersplittung und Aufspaltung des Denkens, Fühlens und Wollens sah und schlug dann erst 1911 vor, diese Störungen als die „Gruppe der Schizophrenien“ zu bezeichnen. Ф 4. Symptome Die Schizophrenie weist in ihrem Erscheinungsbild und in ihrem Verlauf eine immense Vielfalt an Symptomen auf, weshalb es nicht immer einfach ist, sie zuverlässig zu diagnostizieren. Die charakteristischsten Symptome werden in zwei Gruppen unterteilt, die Positiv - oder Plus - Symptome und die Negativ - oder Minus – Symptome. Wie es der Name schon sagt sind die Plus - Symptome diejenigen, die Personen die an einer schizophrenen Psychose leiden mehr, also zusätzlich zu unserem üblichen Durchschnittserleben noch dazu erleben. (vgl. BÄUML, 1994, S.14) Bei den Minus - Symptome hingegen verhält es sich genau umgekehrt. Hierbei sprechen wir von einem Mangel, von einem Weniger im Vergleich zum normalen Befinden aus gesunden Tagen. Schizophrenen fehlt also im Vergleich zu gesunden Menschen in diesem Bereich etwas. (vgl. BÄUML, 1994, S.17) Zu den wichtigsten Plus – Symptomen zählen, formale und inhaltliche Denkstörungen, Halluzinationen und psychomotorische Störungen. Bei den formalen Denkstörungen gehen allgemeine Konzentrationsstörungen voran. Die Patienten verlieren den Faden, der Gedankenfluss reißt plötzlich ab und kann für einige Sekunden völlig aussetzen. Es ist den Patienten nicht mehr möglich längere Gespräche zu führen oder den übertragenen Sinn von Sprichwörtern abzuleiten. Lässt man also einen Patienten beispielsweise das Sprichwort: „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ erklären, so könnte die Antwort folgende sein. „Das heißt der Apfel fällt gerade vom Baum und bleibt in der Nähe des Stamms liegen.“ Die Lockerung der Assoziation macht sich durch spontane Äußerungen zu Worten oder Begriffen deutlich, die zwar im Gespräch gefallen sind aber nicht in den Kontext des Gespräches passen. Angenommen jemand erzählt einem Schizophrenen das er seinen Hausschlüssel verloren hat und das er sich daraufhin einen neuen besorgte, würde der Patient z.B. mit dem Satz reagieren: „Ja ja, ich war ein Schlüsselkind.“ Wenn die Patienten sich in unverständlichen Sprachäußerungen ausdrückt und die Aneinanderreihung der einzelnen Worte willkürlich oder zufällig wirkt, also für uns keine Logik mehr erkennbar ist, dann spricht man von Zerfahrenheit, die auch zu den formalen Denkstörungen gehört. Die inhaltlichen Denkstörungen umfassen eine Reihe von Wahnphänomenen, wie z.B. den Verfolgungswahn oder den Beziehungswahn. Bei einem Patienten der unter Verfolgungswahn leidet, führen völlig belanglose Verhaltensweisen von Personen zur Bestätigung lang gehegter Befürchtungen. So ist es für einen Schizophrenen mit Verfolgungswahn nicht möglich durch die Straße zu gehen, ohne die Autoantenne, den geöffneten Kofferraum in dem sich etwas großes befindet, die Antenne auf dem Dach des Autos und den Gegenstand im ersten Stock, als Teile einer Beweiskette zu sehen, die das Misstrauen des Patienten gegenüber seiner Umwelt noch verhärten. Der Beziehungswahn ist ebenfalls ein häufiges Wahnphänomen. Bei ihm wird Ereignissen, Personen oder Gegenständen eine meist sehr negative Bedeutung zugeschrieben. So kann ein Erkrankter davon überzeugt sein, dass die Nachrichten im Fernsehen speziell auf ihn bezogen sind. Auch zu den inhaltlichen Denkstörungen gehört der Glaube das sich die eigenen Gedanken ausbreiten, so das sie jeder hören kann. Man spricht dann von einer „Gedankenausbreitung“. Oder der Patient glaubt, dass ihm die eigenen Gedanken von einer verfeindeten Partei entzogen werden. „Gedankenentzug“. Als ein weiteres Phänomen kann auch noch die „Gedankenkontrolle“ hinzukommen, bei der die Patienten glauben, dass die Gefühle, Gedanken oder Handlungen nicht die eigenen sind, sondern durch eine äußere, höhere Macht eingegeben werden. „Gedankenausbreitung“, „Gedankenentzug“ und „Gedankenkontrolle“ werden auch als Ich – Störungen bezeichnet. Darunter versteht man, dass die Unantastbarkeit der eigenen Person, also des eigenen „Ichs“, gefährdet ist. Die Patienten sehen sich als eine Marionette oder sogar als Roboter der von Außen gelenkt und gesteuert wird. Demnach nicht sich selbst steuert, sondern fremd bestimmt wird. Ein anderes häufiges Plus – Symptom ist die Halluzination. Halluzinationen sind Sinneseindrücke, die ohne einen entsprechenden Außenreiz entstanden sind. Halluzinationen können in allen Sinnbereichen auftreten, aber am häufigsten sind bei Schizophrenen die akustischen Halluzinationen, sowie Geruchs- und Körperhalluzinationen. Selten sind bei Personen die an einer schizophrenen Psychose leiden, optische Halluzinationen. Bei den akustischen Halluzinationen werden eine oder mehrere Stimmen gehört. Diese Stimmen können vertraut oder fremd, männlich oder weiblich sein und verletzende, gemeine Äußerungen machen. Meistens sind es jedoch nur einzelne Worte oder kurze Sätze, die manchmal Sekunden und manchmal Stunden andauern. Es kann auch zu einer Unterhaltung mit den Stimmen kommen, der Patient wird also direkt angesprochen. Häufig jedoch kommentieren diese Stimmen lediglich das Verhalten des Patienten und machen Bemerkungen zum aktuellen Geschehen, z. B.: „Jetzt setzt er sich hin, jetzt geht er zum Schrank... usw.“ Wenn Schizophrene Selbstgespräche führen, dann sind sie meistens im Zwiegespräch mit ihren Stimmen. Sehr ernst zu nehmen sind die Stimmen die dem Patienten Befehle oder Handlungsanweisungen erteilen, da sie zu selbstschädigendem Verhalten führen können, aber auch anderen Schaden verursachen können. Bei den körperlichen Halluzinationen, die wie schon erwähnt selten sind, erleben die Patienten ihren Körper als verändert. So bilden sie sich beispielsweise ein, dass ihre Gliedmassen verkrüppelt sind, oder das ihre Eingeweide brennen oder sich auflösen. Bei den optischen Halluzinationen handelt es sich weniger um ein Sehen von Bildern oder Situationen, sondern eher ein Sehen von Blitzen, Funken oder Flecken. (vgl. marko.heinrich/schizo.htm vom 19.03.01). Als letztes Plus- Symptom möchte ich jetzt psychomotorische Störungen nennen. Dabei handelt es sich um Verminderungen der Spontanbewegung. Die Person kann dann eine steife Haltung einnehmen und sich dagegen wehren, bewegt zu werden. Außerdem kann es zu stereotypen, erregten motorischen Bewegungen kommen, die aber nicht durch äußere Reize verursacht wurden. Es werden bizarre Haltungen eingenommen und Grimassen geschnitten. Die wichtigsten und häufigsten Minus- Symptome lassen sich kurz zusammenfassen. Sie bedürfen keinerlei Erklärung, da sie zu unserem Leben ganz selbstverständlich dazugehören. Menschen die an Schizophrenie leiden haben jedoch einen immensen Mangel auf diesem Gebiet. Sie leiden an einer Verarmung des Gefühlslebens, an innerer Leere, an Niedergeschlagenheit und Depression, an Mut- und Hoffnungslosigkeit, Minderwertigkeitsgefühl, an Antriebslosigkeit und fehlender Spontaneität. Sie legen ein Rückzugsverhalten an den Tag, was natürlich zur Folge hat, dass sich Kontakte mit anderen Menschen verringern oder sogar verarmen. Plus- uns Minus- Symptome können gleichzeitig auftreten, aber meistens ist es eher ein aufeinander folgen der Symptome. Die Plus - Symptome treten am stärksten in der akuten Phase auf, in der die Patienten meist noch nicht sofort in ärztlicher Behandlung sind. Diese Symptome können jedoch durch Medikamente beseitigt oder zumindest verringert werden. Die Minus- Symptome hingegen, treten eher in der Residualphase auf, in der der Patient bereits medikamentöse Behandlung erhält und stellen das eigentliche Problem der Behandlung dar. Da diese unter Umständen einen langen Klinikaufenthalt nötig machen und die angestrebten Berufs- und Lebensziele in weite Ferne rücken lassen. Ф 5. Ursachen Wie kommt es überhaupt das Herr X unter einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis leidet und Frau Y nicht? Bis heute ist es weltweit leider nicht gelungen, diese häufig gestellte Frage zu beantworten. Sicher ist nur, dass es nicht an einer Ursache liegt, sondern das eine Vielzahl an Faktoren eine Rolle spielen. Deshalb spricht man heute von einem „multifaktoriellen“ Bedingungsgefüge. Bei vielen Patienten spielen erbliche Faktoren eine große Rolle, aber nie die alleinigen. Außerdem kommen somatisch, also körperlich bedingte Ursachen hinzu. Die dritte Gruppe der Faktoren sind im sozialen Umfeld des Patienten zu suchen; man nennt sie die „psychosozialen“ Faktoren, wie beispielsweise Familie, Arbeitskollegen, Freundeskreis usw., die auch eine sehr wichtige Stellung in der Krankengeschichte einnehmen. Es ist aber sehr unterschiedlich wie viel Einfluss die einzelnen Faktoren auf die Erkrankung haben. Nicht bei jedem Patienten spielen genetische, somatische und psychosoziale Faktoren die selbe Rolle, aber man geht heute davon aus das eine anlagebedingte erhöhte Vulnerabilität (Anfälligkeit, Verletzlichkeit), zusammen mit körperlichen und psychosozialen Einflüssen zum Ungleichgewicht im Neurotransmittersystem (Nervenstoffwechsel) führen. Trotzdem ist die Schizophrenie wie auch andere Psychosen, keine Erbkrankheit, sondern nur bedingt Ursache für den Ausbruch einer Psychose. Bei eineiigen Zwillingen müssen nicht beide erkranken, die Erkrankungsrate liegt „nur“ bei 25 – 50 % und auch wenn Vater oder Mutter erkrankt sind, heißt es nicht das auch die Kinder erkranken werden. Das Erkrankungsrisiko liegt hier bei etwa 6 – 10 %. Unter dem Begriff Vulnerabilität ist zu verstehen das jeder Mensch eine „Außenhaut“ der Seele hat, das sogenannte „Nervenkostüm“. Dieses Nervenkostüm ist nicht bei allen Menschen gleich stabil, so besagt es zumindest die Theorie des Vulnerabilitäts - Konzepts von 1973. So gibt es also Menschen mit einer sehr „dünnen Außenhaut“, die anfälliger für eine Erkrankung an einer Psychose sind als diejenigen, die eine „stabile Außenhaut“ haben. Treffen dann viele ungünstige Ereignisse zusammen, wie beispielsweise beruflicher Stress, seelische Enttäuschungen oder körperliche Erkrankungen, kommt es bei jemandem mit „dünner Außenhaut“ eher zum Ausbruch einer Psychose als bei jemandem mit weniger hoher Vulnerabilität. Jemand der eine hohe oder eben niedrige Vulnerabilität hat, wird diese auch über sein ganzes Leben hinweg beibehalten. Diese dünne oder dicke Außenhaut ist von mehren Faktoren abhängig, aber die angeborene Bereitschaft zur Erkrankung überwiegt. Die somatischen, also körperlichen Faktoren spielen auch eine nicht unerhebliche Rolle. Liegt eine krankhafte Veränderung der Gehirnsubstanz vor, die durch Sauerstoffmangel bei der Geburt, oder durch eine Gehirnentzündung entstanden sein kann, könnte dies eventuell einen negativen Einfluss auf den Krankheitsverlauf nehmen. Außerdem kann sich diese Beeinträchtigung auch auf die Vulnerabilität auswirken. Auch die somatischen Faktoren sind nie die alleinige Ursache, können aber dazu beitragen, dass eine Erkrankung früher oder stärker ausbricht als im „Normalfall“. Die psychosozialen Faktoren, beziehen sich auf das soziale Umfeld des Patienten. Hat man Stress im Beruf, muss man sich mit neuen Lebensaufgaben oder Lebenssituationen auseinander setzten, trennt man sich von seinem Partner oder verliert man einen wichtigen Menschen, können diese lebensgeschichtlichen Komplikationen dazu führen, dass die Krankheit ausbricht. Es wurde schon oft der Frage nachgegangen, ob die Familienmitglieder von Schizophrenen oder überhaupt von psychisch kranken Menschen, durch heftigere und intensivere Reaktionen, den Krankheitsverlauf beeinflussen oder das Rückfallrisiko erhöhen. Das sogenannte „EE“ – Konzept, („EE“ steht für „expressed emotion“) besagt, dass Angehörige durch Bevormundung, Überfürsorglichkeit und Kritik den Krankheitsverlauf unter Umständen sehr negativ beeinflussen können. Man muss diese drei Faktoren jedoch immer gesamtheitlich betrachten, denn das eine ist abhängig vom anderen. Menschen die anlagebedingt mit einer niedrigen Vulnerabilität ausgestattet sind, werden nur sehr unwahrscheinlich durch oben genannte Komplikationen psychotisch und umgekehrt unterstützen die psychosozialen Faktoren den Ausbruch einer Psychose bei Menschen mit hoher Vulnerabilität. Ф 6. Erklärung Wie kann man sich also das Zustandekommen einer Schizophrenie erklären? Was läuft falsch im Gehirn? Heute weiß man das bei Psychosen ein viel zu hohes Angebot an Dopamin im Gehirn vorliegt. Dopamin ist ein Neurotransmitter, d.h. ein Botenstoff, der dafür verantwortlich ist, dass viele Informationsprozesse zustande kommen. Damit wir Reize, die von Außen kommen (Geräusche, Bilder, Gerüche, Berührungen usw.) wahrnehmen können, es ist es notwendig, dass diese Reize weitergeleitet werden. Dies geschieht auf der einen Seite auf elektrophysiologischem Weg, d.h. es fließt ein ganz schwacher Strom durch das Gehirn, und auf der anderen Seite auch auf biochemische Weise, wobei verschiedene chemische Substanzen miteinander reagieren. Die Reize müssen auf ihrem Weg zur Großhirnrinde, wo sie verarbeitet werden, drei Synapsen durchlaufen. Synapsen sind so etwas wie Nervenumschaltstellen, vergleichbar mit Weichen auf Gleisen. Nur nach „erfolgreichem“ Durchlaufen der Synapsen, können die eingegangenen Reize in Empfindungen umgewandelt werden. Der geringe elektrische Strom der fließt, löst, wenn er an der Nervenzelle angekommen ist einen biochemischen Prozess aus, der Dopamin freisetzt. Dieses Dopamin wandert dann weiter durch den sogenannten „synaptischen Spalt“ zur gegenüberliegenden Nervenzelle. Dort beginnt dann der biochemische Prozess von neuem, der wiederum einen elektrischen Impuls verursacht und die Botschaft in gleicher Stärke weiterleitet. Bei jemandem der an einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis leidet, führt der einlaufende Strom zu einer übermäßigen Dopaminausschüttung. Dann passiert folgendes, das Übermaß an Dopamin, verursacht einen stärkeren elektrischen Strom, der trotzdem normal weitergeleitet wird. Dadurch kommt es dann zu einer viel stärker als vorgesehenen Signalintensität. Für den Patienten bedeutet das, dass eigentlich alltägliche Außenreize in vielfacher Verstärkung auftreten und demnach dem Patienten das Gefühl vorspielen das die Außenwelt die reine Hölle ist. Zusätzlich kommt noch hinzu, dass bei gesunden Menschen alle eingehenden Reize im Bezug auf ihre Wichtigkeit kontrolliert werden. Darunter ist zu verstehen, dass nur sinnvoll und gerade nützliche Informationen wahrgenommen werden und die übrigen weitgehend weggefiltert werden. Wenn wir uns mit jemandem angeregt unterhalten, wird uns das klingeln eines Handys, ein hupendes Auto oder das Ticken einer Uhr, wenn überhaupt nur sehr leise, schwach und schwammig bewusst werden. Bei einem Menschen mit Psychose hingegen, ist auch hier wieder das Dopamin dafür verantwortlich das dieses Filtern nicht richtig funktioniert. Es kommt ganz im Gegenteil noch zu einer Verstärkung der Nebenreize, was wiederum zu einer totalen Reizüberflutung des Gehirns und somit auch des Patienten führt. Es ist diesem also nahe zu unmöglich, wichtige Signale von unwichtigen zu unterscheiden. Er weiß einfach nicht mehr, worauf er sich konzentrieren soll und was er vielleicht ignorieren kann. Diese Reizüberflutung führt demnach zu einer Störung der Informationsaufnahme und der Informationsverarbeitung und viele Patienten sind völlig hilflos und kapseln sich total ab von der Außenwelt. Ф 7. Prävalenz Weltweit erkranken rund 1% aller Menschen, d.h. einer von hundert Erwachsenen im Laufe seines Lebens an einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis, unabhängig welcher Rasse oder welchem Kulturkreis er angehört. Prinzipiell kann also jeder Mensch an einer Psychose erkranken. Männer und Frauen sind dabei gleichermaßen betroffen, wobei die Erkrankung bei Frauen circa 5 Jahre später eintritt, als bei Männern. Männer erkranken am ehesten zwischen dem 15 - 24 Lebensjahr, Frauen zwischen dem 20 - 29 Lebensjahr. Bei Frauen ist zusätzlich mit Beginn des Klimakteriums eine erhöhte Erkrankungsrate zu beobachten. Trotzdem ist es prinzipiell in jedem Alter möglich an einer Psychose zu erkranken. Diese Zahlen haben sich in den letzten Jahrzehnten nicht oder nur unbedeutend verändert. In circa 10% der Erkrankungen liegt bereits eine Erkrankung eines anderen Familienmitgliedes vor. 25% erleben nur die 1 Phase, 50% mehrere Phasen und 25% erleben einen chronischen Verlauf. Nach langer Zeit des erkrankt sein, nach 10 -20 Jahren, kommt es in vielen Fällen zu einer nicht erklärlichen Besserung der Symtome. Ф 8. Phasen der Schizophrenie Wie gerade schon erwähnt, läuft die Schizophrenie in typischen Phasen ab. Es gibt fünf Phasen, die den Verlauf der Krankheit deutlich machen. In der erste Phase, dem Trema, ist der Patient unruhig, verängstigt und depressiv. Er spürt das irgendwas anders ist als sonst. Mit der Zeit lockern sich diese Gedankengänge auf und der Patient tritt in die zweite Phase der Erkrankung ein, die sogenannte Apophänie. Hier tritt das ein, was ich vorhin schon erwähnt habe. Die Plus – Symptome entwickeln sich. Der Patient bekommt Ich – Störungen, Wahnvorstellungen und Wahngedanken und fühlt sich in sich selbst fremd. Zu diesem Zeitpunkt weiß er auch nicht das er an einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis leidet und beginnt, sich zurückzuziehen. In der Apokalyptischen Phase erreicht die Krankheit, wie es der Name schon sagt, ihren Höhepunkt. Das Sprechen, Denken, Fühlen zerfällt. Angst und extrem angehobene Stimmung wechseln sich ab. Dieser Zustand ist der, der meistens vorherrscht, wenn der Patient in die Klinik kommt. In der vierten Phase, der Konsolidierung schwächen die oben genannten Symptome wieder etwas ab, der Patient kann sich etwas erholen, fühlt sich besser und fühlt sich nicht mehr ständig im Mittelpunkt des „Bösen“. Die auch schon erwähnte Residualphase, stellt die letzte Phase der Erkrankung dar. Hier steht die Minus – Symptomatik eindeutig im Vordergrund. Die Willenskraft ist herabgesetzt, der Patient kann sich nur schwer konzentrieren und ist sehr schnell erschöpft vom eigentlichen „nichts tun“. Ф 9. Diagnose Wie kann man eine Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis zuverlässig diagnostizieren? Was muss beachtet, was ausgeschlossen werden? Um überhaupt eine Diagnose stellen zu können, müssen einige organische Krankheiten, sowie Drogenkonsum ausgeschlossen werden. Es muss sicher sein, dass der Patient nicht an einem Gehirntumor, einer entzündlichen Gehirnerkrankung oder einer schweren internistischen Störung leidet. Damit diese und auch andere Krankheiten ausgeschlossen werden können, werden einer Reihe apparativer Untersuchungsmethoden durchgeführt. Apparative Untersuchungen sind alle diejenigen, die sich mit irgendwelchen Geräten, Hilfsmitteln also mit Apparaten durchführen lassen. Die wichtigsten apparativen Untersuchungsmethoden, die angewendet werden, um eine Schizophrenie auszuschließen oder eben zu diagnostizieren sind unter anderem Laborbestimmungen, EEG, CCT, NMR und PET. Die Überprüfung der Laborwerte (Blut und Urin) ist eine Routineuntersuchung. Es geht darum, die Nieren- und Leberwerte zu überprüfen und eine Schilddrüsenfunktionsstörung oder einen schweren Vitaminmangel auszuschließen. Das EEG (Elektronenzephalogramm) dient der Messung der Gehirnströme an der Oberfläche des Schädels. Bei einem CCT (Craniales Computertomogramm), wird der Kopf des Patienten in eine Röhre geschoben, in der ganz schnell hintereinander, viele Röntgenbilder von jeder Perspektive des Kopfes gemacht werden. Dem Computerprogramm ist es möglich diese ganzen Röntgenbilder so miteinander zu verrechnen, dass sich Schichtaufnahmen des Schädels ergeben. Die NMR (Nuklear-Magnet-Resonanz-Untersuchung), die bei uns umgangssprachlich unter den Begriffen „Kernspintomogramm“ oder „Kernspintomographie“ bekannt ist, stellt nur eine Ergänzung des CCT dar und wird dementsprechend selten und nur in Ausnahmefällen durchgeführt. Als letzte apparative Untersuchungsmethode möchte ich noch kurz das PER (Positronen-Emissions-Tomogramm) nennen. Dabei wird eine radioaktiv markierte Flüssigkeit in eine Vene gespritzt. Wo und in welchem Ausmaß diese Substanz im Gehirn abgebaut wird, lässt sich mit Hilfe der sehr geringen Menge abgegebener Strahlungsenergie, die sich in der Lösung befindet, erfassen. Außer den apparativen Untersuchungen, müssen auch noch eine Vielzahl anderer Untersuchungen gemacht werden, die unter dem Oberbegriff nicht - apparative - Untersuchungen zusammengefasst werden. Darunter fallen ausführliche Gespräche zwischen Arzt und Patient, sowie Befragungen der nächsten Angehörigen und Bezugspersonen. Außerdem werden genaueste Verhaltensbeobachtungen und psychologische Tests mit den Patienten durchgeführt. Es gibt aber bis heute noch keine speziellen Test die durchgeführt werden können um eine Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis zu diagnostizieren. Dennoch werden standardisierte Beurteilungskriterien eingesetzt, die eine Zusammenstellung gezielter Fragen beinhaltet. Diese sollen dem Mediziner als Orientierung dienen und dafür sorgen das keine wichtigen Fragen vergessen werden. Nicht eindeutig krankhaften Auffälligkeiten soll keine übermäßige Bedeutung beigemessen werden und es soll außerdem gewährleistet werden, dass die Diagnose in verschiedenen Ländern nach einem einheitlichen Prinzip erfolgt. In Deutschland wird nach der „Internationalen Klassifikation psychischer Störungen“ (ICD-10) diagnostiziert, international hingegen wird die Diagnose oft mit Hilfe des „Diagnostischen und Statistischen Manuals psychischer Störungen“ gestellt. Die Kriterien sind zum Teil unterschiedlich, aber entsprechen größtenteils der ICD-10. Diese „Hilfsmittel“ dienen nicht nur der Diagnose einer Schizophrenie, sondern auch der genauen Bestimmung, um welche Art und Form der Schizophrenie es sich handelt. Ф 10. Unterformen der Schizophrenie Es gibt eine Vielzahl an Unterformen, die verschiedene Eigenschaften stärker oder schwächer als andere aufweisen. Dadurch das diese unterschiedlichen Formen, verschiedene Symptome aufweisen, ist es auch nötig, unterschiedlich zu therapieren um eine Heilung oder zumindest Besserung zu erlangen. Die wichtigsten und häufigsten Typen der Schizophrenie sind die „paranoid-halluzinatorische“ Form, die „schizoaffektive“ Psychose, die „hebephrene“ Psychose, die „katatone“ Schizophrenie und zuletzt, die „blande“ Psychose. Ich werde hier nur kurz auf die Symptome der einzelnen Unterformen eingehen, da es eher um einen Gesamteindruck gehen soll und nicht um die genaue Kenntnis aller Erscheinungsformen. Bei den Patienten die an einer „paranoid-halluzinatorischen“ Psychose leiden, stehen, wie es der Name schon sagt, die Wahnerlebnisse (Paranoia) und die Trugwahrnehmungen (Halluzinationen) im Vordergrund. Dies führt zu großer Angst beim Patienten und zu Ich-Störungen. Diese Unterform ist statistisch gesehen die häufigste Erscheinungsform. Unter einer „schizoaffektiven“ Psychose versteht man alle jene die neben den eben genannten Symptomen noch eine sehr ausgeprägte Beeinflussung der Stimmung zeigen, die weit über die Stimmungsschwankungen bei schizophrenen Psychosen hinausgeht. Diese Patienten leiden sehr häufig an einer manischen Depression, die aber unbedingt von einer reinen Gemütserkrankung abzugrenzen ist. Außerdem besitzt diese Unterform mit die besten Heilungsaussichten von allen Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis. Die bezeichnensten Symptome einer „hebephrenen“ Psychose sind, auffallende Denkstörungen und Beeinträchtigungen der Stimmung, die meist schon in sehr früher Jugend beginnen. Die Patienten sind meist recht unbekümmert und heiter, aber können sich nicht wirklich freuen. Bei dieser Form der Schizophrenie ist die soziotherapeutische Betreuung sehr wichtig. Eine „katatone“ Schizophrenie ist besonders dadurch gekennzeichnet, dass die Patienten unter einer Beeinträchtigung des Bewegungsappartes leiden. Sie verharren lange in unnatürlichen und bizarren Haltungen, die sie nicht verändern können. Dieses Verhalten kann sich aber sehr rasch in sein Gegenteil umwandeln und die Patienten verspüren plötzlich einen enormen Bewegungsdrang. Insgesamt zwar nur selten ist die fieberhafte Katatonie, bei der es aber nicht ungewöhnlich ist, dass der Patient 39,5 Grad Fieber bekommt. Als letzte Unterform wäre noch die „blande“ Psychose zu nennen, die auch unter dem Namen „Schizophrenia simplex“ bekannt ist. Diese sehr seltene Unterform, weist keines der typischen Symptome wie, Halluzinationen oder Wahnerlebnisse auf. Diese Psychose beginnt sehr schleichend und wird meist erst Jahre später als solche erkannt. Menschen die an dieser Krankheit leiden, verändern ihre Persönlichkeitsmerkmale, ziehen sich zurück vom sozialen Umfeld, fühlen sich nutzlos und ohne Ziel. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung machen sich Apathie, Sprachverarmung und Passivität breit, was zu einer Leistungsabnahme in Schule oder Beruf führt. Ф 11. Therapie Wenn man nach ausführlichen Untersuchungen, Gesprächen und Tests endlich eine eindeutige Diagnose gestellt hat und diese auf eine Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis deutet, was tun? Wie wird diese Psychose behandelt? Die Behandlung einer Psychose, setzt sich aus drei Teilbereichen zusammen. Auf jeden Fall ist eine medikamentöse Therapie nötig. Außerdem muss noch eine psychotherapeutische und soziotherapeutische Behandlung hinzukommen, damit das Genesen eines Patienten auf lange Sicht gesehen überhaupt möglich ist: Die medikamentöse Therapie erfolgt in der Regel durch Psychopharmaka. Als Psychopharmaka werden alle Medikamente bezeichnet die dazu dienen psychische Krankheiten zu behandeln. Die Psychopharmaka lassen sich wiederum in drei Gruppen untergliedern. Die Neuroleptika, Antidepressiva und Sedativa. Ich möchte hier nur näher auf die Neuroleptika eingehen, das sie am häufigsten eingesetzt werden. Neuroleptika sind Medikamente, die eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem besitzen. Bevor man 1952 damit begann, Psychosen mit Neuroleptika zu behandeln, haben 75% der Erkrankten einen Klinikaufenthalt benötigt, heute sind es nur noch etwa 25%. Außerdem hat die stationäre Behandlung vor der Einführung dieser Medikamente um die 3 Jahre gedauert, wohingegen man seit der zweiten Hälfte des Jahrhunderts nur noch mit durchschnittlich drei Monaten rechen muss, was natürlich die Lebensqualität der Patienten um ein vielfaches erhöht. Neuroleptika wirken auf biochemische Weise dem vorhin erwähnten Dopaminüberschuss entgegen. Sie schützen die Rezeptoren vor diesem Dopaminüberschuss und legen sich wie ein Schutzschild um die Dopaminrezeptoren, damit diese trotz des eigentlichen Überschusses, den Reiz im Idealfall in der gleichen Stärke weiterleiten. Damit soll eine emotionale Ausgeglichenheit und ein entspannender, dämpfender Effekt beim Patienten erreicht werden, ohne das sich das Bewusstsein verändert. (Folie 5, BÄUML, S.60) „Kritisch muß hierzu angemerkt werden, dass diese Beschreibung selbstverständlich eine erhebliche Vereinfachung des komplizierten Sachverhalts bedeutet; manche Fakten sind zur Zeit noch nicht ausreichend erhellt. Die Darstellung kommt jedoch unserem gegenwärtigen wissenschaftlichen Kenntnisstand am nächsten.“(BÄUML, 1994, S.59) Die Gabe von Neuroleptika hat jedoch nicht nur positive Seiten. Leider bleiben auch hier, wie bei fast allen Medikamenten, Nebenwirkungen nicht aus. Depressive Verstimmung und Antriebsminderung, Spätdyskenesien (Bewegungsstörungen im Mund, der Zunge und den Gliedmaßen) und Parkinsonoid (Störung der Feinmotorik, Muskelsteifheit und Zittern) sind nur einige der unzähligen Nebenwirkungen. Den eigentlich höheren Stellenwert bei der Behandlung einer Schizophrenie, haben jedoch die nicht medikamentösen Therapien. Nur sie können dafür sorgen das der Patient irgendwann wieder in der Lage ist, seine Gefühle, Fähigkeiten, Denk – und Verhaltensmuster einzusetzen. Diese Behandlungen erfolgen in der Regel auf zwei verschiedenen Ebenen. Während es bei der Psychotherapie mehr darum geht, mit den Patienten intensive Gespräche zu führen in denen sie ihre Angst abbauen sollen, geht es bei der Soziotherapie mehr um die Rehabilitation der Erkrankten. In der Psychotherapie werden die Patienten in Gesprächen beruhigt, beraten, aktiviert, angeregt, aber auch geführt und ermahnt. Diese Gesprächstherapie soll vor allem den isolatorischen Tendenzen entgegenwirken. Außerdem sollen die Patienten in einer Verhaltenstherapie lernen, geeignete Bewältigungsstrategien zu entwickeln, um ihre Symptome zu kontrollieren. Die Soziotherapie wird in ebenfalls zwei Teilbereiche untergliedert. Zum einen sollen die Patienten in der Beschäftigungstherapie in ihrem Selbstbewußtsein gestärkt werden und ihre Kreativität, die ihnen unter Umständen hilft, ihren inneren Konflikt zu bewältigen, gefördert werden. Im anderen Bereich der Soziotherapie, der Arbeitstherapie, sollen die Patienten die Möglichkeit haben sich auf einen möglichen, beruflichen Wiedereintritt vorzubereiten. Sie sollen lernen eigenverantwortlich und selbständig zu handeln, damit sie „draußen“ wieder den Anschluss bekommen und gestärkt genug sind, nicht durch das kleinste Problem zu scheitern. Ф 12. Resümee Als ich mich für dieses Thema entschieden hatte, war mir nicht mal annähernd bewusst, worauf ich mich eingelassen hatte. Ein Riesengebiet, mit sehr vielen wichtigen und noch wichtigeren Bereichen. Was tun habe ich mir gedacht. Mein Dozent hatte mir ja den Schwerpunkt „Ursachen und Erklärungen“ vorgeschlagen. Aber bei dem Versuch mich auf dieses Teilgebiet zu beschränken, begegneten mir immer mehr nennenswerte Punkte und Fakten, die ich mit aufnehmen wollte. Allerdings hätte ich dann wesentlich mehr Zeit gebraucht das alles zu erzählen und darzustellen. Ich habe darüber nachgedacht, wie ich es wohl am besten finden würde, wenn ich einem Referat zuhören würde. Ich habe meine Familie und Freunde gefragt, was ihnen wichtig wäre. Eigentlich haben wir einstimmig beschlossen, dass es wohl mehr bringen wird, wenn ich die einzelnen Aspekte der Krankheit nicht zu ausführlich behandele, auch wenn es dann vielleicht ein bisschen oberflächlich wird. Ich denke wir haben alle mehr davon, einen breiten Gesamteindruck zu erhaschen, als speziell über einige, wenige Punkte gesprochen zu haben, die aber den komplexen Zusammenhang der Krankheit nicht verdeutlichen können. Ich habe auf diesem Weg eine Menge dazugelernt, auch wenn ich damit sicher nicht an Fachgesprächen zu diesem Thema teilnehmen kann. Allerdings kann ich jetzt etwas damit anfangen und bin sicher das ich mich auch weiterhin mit diesem Thema beschäftigen werde. Ф 13. Diskussionsbeiträge Nachdem ich mein Referat beendet hatte, kamen noch einige interessante Fragen auf, die ich hier noch gerne einfügen möchte. Es wurde zum Beispiel die Frage gestellt, ob es denn heute noch üblich sei, Schizophrene mit der Elektrokrampfmethode zu behandeln. Eigentlich wurde diese Methode nie bei Schizophrenie angewendet sondern eher bei Depressionen. Auch heute noch gibt es Fälle von Depression in der dieses „Mittel“ zum Einsatz kommt. Eine meiner Kommilitoninnen hatte aber einen Bericht gesehen, in dem es definitiv um die Behandlung eines Schizophren ging. Eine weiterer interessanter Punkt ging der Frage nach ob sich bei Menschen, die an ADS leiden und auch mit einer Reizüberflutung zu kämpfen haben, die sich dann u.U. in Hyperaktivität äußert, deshalb schizophrene Züge bemerkbar machen könnten. Meine Kommilitonin ging davon aus, das auch bei ADS ein Botenstoff zuviel vorhanden ist. Bei ADS ist es jedoch genau umgekehrt, was Schizophrene zuviel haben, haben sie zu wenig. Bei ihnen ist der Botenstoff in zu geringem Maße vorhanden, bei Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis ist ein Überschuss an Botenstoff verantwortlich. Herr Prof. Klapprott warf die Frage auf, worin den der Unterschied zwischen den Stimmen, die wir eventuell gelegentlich hören und den Stimmen die Schizophrene hören besteht. Wenn wir von Stimmen sprechen die wir hören, dann meinen wir unsere eigenen Gedanken die wir an uns selber richten, möglicherweise gibt es auch hier Menschen die diese „eigene Stimme“ als eine Fremde wahrnehmen. Ich habe auch schon von Menschen gehört die Stimmen hören, obwohl sie nicht als krank diagnostiziert wurden. Vielleicht zählen ja manche von uns dazu, aber der Großteil von uns versteht wohl unter Stimmenhören, die eigenen Gedanken hören oder wie man zu sich selber spricht. Schizophrene hingegen hören Stimmen die sie nicht kennen, die Dinge zu ihnen sagen, die nicht nett sind...usw. Das liegt daran, dass Schizophrene an einer Ich – Störung leiden. Diese Ich – Störung stellt das eigene „Ich“ in Frage, sie sind nicht mehr in der Lage zwischen Realität und Einbildung unterscheiden. Sie sehen Käfer an der Wand, die gar nicht da sind. Wir erleben auch gelegentlich optische Täuschungen, z.B. wenn Abends Schatten an die Wand geworfen werden, die wir dann als Bilder interpretieren oder die Wolken Formen annehmen, die wie Tiere aussehen. Der Unterschied ist, dass wir in der Lage sind diese „Bilder“ auch als solche zu sehen, wir wissen das wir uns das jetzt „eingebildet“ bzw. „ausgedacht“ haben. Das Schlüsselwort ist Filterstörung Gefragt wurde auch danach ob man mehrmals an einer Schizophrenie erkranken kann und ob man wenn man einmal „geheilt“ wurde, nie wieder daran erkranken wird. Es gibt solche Fälle, in denen nur eine Phase der Krankheit Auftritt und danach nie wieder etwas passiert. Allerdings gibt es auch Menschen bei denen sich ein chronischer Verlauf abzeichnet. Sie werden ihr leben lang damit zu tun haben. Eine Frage die ich erwartet hatte, war die nach der Notwendigkeit einer medikamentösen Therapie. Es war eigentlich auch klar das hier die Meinung weit auseinandergehen. Ich persönlich bin der Meinung, dass eine Therapie mit Neuroleptika sehr sinnvoll ist, denn ich glaube nicht das man die Plus – Symptome, also die Halluzinationen, formalen und inhaltlichen Denkstörungen usw. ausschließlich mit Psycho – und Soziotherapie in den Griff bekommen kann. Diese Symptome sind schließlich diejenigen, die dem Patienten Angst machen und ihn anders wirken lassen als „normal“. Außerdem sind die Neuroleptika heute sehr viel besser als früher, was auch die unangenehmen Nebenwirkungen verringert. Allerdings ist die Entwicklung mit hohen Kosten verbunden und die Medikamente sind dem entsprechend teuer. Für einen Kassenpatienten bedeutet dies, zurück zu Altbewährtem, wie z.B. dem Haldol, das ein altes und recht bekanntes Präparat ist. Als letztes möchte ich noch gerne auf das Beispiel von Prof. Klapprott eingehen, der uns von einer Begegnung mit einem Schizophrenen in der Bibliothek berichtet hat. Der Schizophrene wollte in der Bibliothek seine Schuhe abgeben, da er davon überzeugt war, dass diese dafür zuständig wäre. Die Bibliothekarin war natürlich sehr überrascht und ängstlich. Herr Prof. Klapprott hat ihn dann dazu bewegt mit ihm zum Schuster zu gehen und ihm klargemacht das er hier in der Bibliothek an der falschen Stelle ist. War dieses Verhalten richtig und angemessen? Ja, wenn man weiß wie man mit solchen Menschen umzugehen hat und wenn man ohne Angst, aber mit dem nötigen Respekt vorgehen kann. Desto mehr man über die Krankheit und ihr Erscheinungsbild weiß, desto eher und besser kann man eingreifen und helfen. Es ist immer wichtig die Ruhe zu bewahren und sich auf den Patienten einzulassen. Man sollte wenn man sich zu unsicher ist nicht selbst eingreifen, denn u.U. können Schizophrene auch aggressives Verhalten an den Tag legen. Description ©2004 von Soldier61 |